Musik von Emmerich Kálmán - Libretto von Leo Stein und Bela Jenbach
Als Emmerich Kálmán (1882-1953) „Die Csárdásfürstin“ schrieb, ging die Welt in Flammen auf. Die Entstehung der Operette fiel mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs zusammen. Der Komponist musste die Arbeit an seinem neuen Werk unterbrechen. Die Uraufführung fand – später als geplant – 1915 in Wien statt, weil die Theater zu Kriegsbeginn geschlossen waren. Die allgemeinen Gefühlslagen im Moment eines ausbrechenden Krieges haben sich in dieser Operette vor allem in den Texten niedergeschlagen wie: „Wo man tanzt und küsst und lacht, pfeif’ ich auf der Welt Misere“, „Mag die ganze Welt versinken, hab ich dich!“ oder „Weißt du, wie lang noch der Globus sich dreht, … ob es morgen nicht schon zu spät?“ Umso mehr gilt: „Tanzen möcht‘ ich, jauchzen möcht‘ ich“.
Die erfolgreiche Chansonsängerin Sylva Varescu bereitet sich auf ihre Amerikatournee vor. Ihr Verehrer Edwin Lippert-Weylersheim will sie aber heiraten. Seine Eltern wiederum sind dagegen und erwirken daher seine Einberufung zum Militär. Außerdem haben sie bereits eine standesgemäße Verlobung arrangiert. Nach einigen Missverständnissen, Turbulenzen und ein paar Reisen später finden sich – wie sich das in der Operette auch gehört – schließlich doch die richtigen Paare.
"Eine Kunstwelt, wie Ausstatter Manuel Kolip deutlich macht: Er entwarf eine Jahrmarktsbude, die auch eine überdimensionale Theatergarderobe sein könnte, mit fahlen Glühbirnen als einzigem Schmuck. Ja, zwei Frackträger gibt es auch, aber alle anderen schlurfen in modernen Outfits herum, hier eine schwarze Lederjacke, da eine schimmernde Party-Bluse. Und der Adel trägt ausladende Hüte herum, geistert ganz in Weiß durch die Kulisse, als ob er sich schunkelnd aus seinen Gräbern erhoben hat. Nur Sylva Varescu, die vielfach angehimmelte Königin der Nacht, darf feuerrot auftreten, wie ein Käfer in Warnfarbe. Das ist alles hervorragend gedacht und gemacht, denn die „Csárdásfürstin“ wurde im November 1915 in Wien uraufgeführt, als bereits der Erste Weltkrieg tobte und Verwesungsgeruch über Europa lag."
Peter Jungblut, BR.de, 24.04.24
https://www.br.de/nachrichten/kultur/nur-nachts-wird-alles-gut-csardasfuerstin-in-eggenfelden